Jubiläumschronik
Abteilung Sportakrobatik

Johannes Thomas und Philipp Büchler waren die Motoren im Frauen- bzw. Kinderturnen. Mit Ute Becker, Inge Greifenstein, Ursula Bauer, Helga Bitsch, Ursula Huxhorn, Elke Hahl u.v.a.m. hatte die Turnabteilung wirklich guten Nachwuchs, doch es war ein Zeichen der Zeit, dass das Geräteturnen bei der Jugend so keinen großen Widerhall fand. Werbeveranstaltungen im näheren und weiteren Umkreis fanden nicht den erhofften Erfolg.

Und hier knüpfte man an die alte Tradition der Freien Turner an, die Parterre- Akrobatik, heute Sportakrobatik, intensiver voranzutreiben. Mit Valentin Kirsch und Fritz Milius standen schließlich zwei Asse aus der Zeit von vor 1933 zur Verfügung, die bald einen viel versprechenden Stamm heranbildeten. Zur Maifeier am 1. Mai 1957 wirkten sie erstmals mit 15 Sportlern im Programm mit und ernteten viel Beifall. Der Schwerathletik-Verband wurde auf die Akrobaten aufmerksam und es entwickelten sich daraus die "ATUS", die "HERWODIES" und viele Dreier und Vierer-Mädchengruppen. Im Rahmen des 60-jährigen Jubiläums schuf Kurt Becker den Kontakt zu den damaligen Deutschen Meistern im Kunstkraftsport, den "Freiensteinern" u.a.m. Diese Kontakte sollten nicht mehr abreißen.

Im Jahre 1961 nahmen dann die "3 und 4 ATUS" mit Kurt Becker, Werner Stamm, Alfred Gallitscher und Bernd Richter erstmals an Hessischen Meisterschaften teil und wurden auf Anhieb Hessenmeister. Der Erfolg wurde damals beim Jubiläum der SKG Hahn groß gefeiert. Beim Vorbereitungstraining für die Deutschen Meisterschaften in Coburg verletzte sich Alfred Gallitscher so schwer, dass er an den Deutschen Meisterschaften nicht eingesetzt werden konnte. Für ihn kam Norbert Müllmann in die Vierergruppe. In direktem Anschluss stellte man auf um Vierer-, Fünfer- und Sechsergruppen. Damit war die Fortsetzung erfolgreicher Akrobatik bei den Freien Turnern gewährleistet. Mitglieder waren Kurt Becker als Untermann, Werner Stamm als Halter oder Mittelmann, Bernd Richter als Obermann, sowie die Waagemänner Philipp Hebermehl, Ludwig Ross, Dieter Schuchmann, hinzu kam zunächst sporadisch Norbert Müllmann. Nachdem die ATUS im Jahre 1963 erstmals in Lahr die Bronzemedaille erringen konnten, hatten sie sich im bundesdeutschen Spitzensport etabliert.

1966 war es dann soweit. Die 6 ATUS mit Kurt Becker, Norbert Müllmann, Bernd Richter, Hermann Messer, Otmar Bitsch und Dieter Schuchmann wurden vor heimischem Publikum Deutsche Meister. Die 5 ATUS mit Kurt Becker, Werner Stamm, Bernd Richter, Dieter Schuchmann und Hermann Messer konnten am gleichen Tag die Bronzemedaille erringen. Dem Vernehmen nach, spendeten damals im "Adler" die Gäste stehend Applaus. Die Meisterschaft wurde live im Deutschen Fernsehen übertragen und machte den Kunstkraftsport und damit auch die Akrobaten der FTG noch populärer als sie ohnehin schon waren. Im Jubiläumsbuch, welches anlässlich der 1200 Jahrfeier herausgegeben wurde, aber auch in der Presse, bezeichnete man die Mannen um Kurt Becker bereits zu Lebzeiten als "Legende".

Doch es sollte noch besser werden. Die "4 Herwodies" starteten als erste Pfungstädter Gruppe bei den Weltmeisterschaften 1976 in Saarbrücken und erreichten einen hervorragenden 4. Platz. Beim Weltcup 1981 in der Schweiz konnten sie gar eine Bronzemedaille erringen. An dieser Gruppe waren beteiligt Wolfgang Maurer, Hermann Messer, Dieter und Manfred Schuchmann, Otmar Bitsch und im Wechsel mit Manfred Schuchmann, Bernd Richter.

Trotz beispielhaftem Engagement der Sportler für ihren Verein und damit auch für ihre Heimatstadt, traten unverständliche Probleme auf. Den Akrobaten wurden im Sportjahr 1967 keine Trainingszeiten in den städtischen Hallen zur Verfügung gestellt. Durch Vermittlung des damaligen 1. Stadtrates Justus Ahlheim, erlaubte der TSV Pfungstadt den Akrobaten auf der Bühne der Sport- und Kulturhalle zu trainieren. Trainiert wurde außerdem noch im Saal der "Rheinluft" in Hahn. Im Winter wurde dieser Saal extra mit einem Sägmehlofen geheizt. Den Freien Turnern wurde schon damals einiges zugemutet. Trotz aller Missstände standen die Akrobaten allen Pfungstädter Vereinen bei Veranstaltungen zur Verfügung, und waren stets Höhepunkte im Programm.

Der Spitzensport wurde favorisiert, so dass die Nachwuchsarbeit zwangsweise leiden musste. Es wurde still um die Akrobaten. Von Eltern bedrängt gelang es Kurt Becker wieder tatkräftige Helfer zu aktivieren. Es waren Margit Becker-Hillemann, Hermann Messer, Norbert und Erika Müllmann, Silke Bootz, aber auch viele früher aktive Sportlerinnen und Sportler, die sich beispielhaft engagierten und wieder eine starke Sportakrobatik-Abteilung formten. Weitere verdienstvolle Sportlerinnen und Sportler finden sie in den Jubiläumsschriften früherer Jahre.

Es bleibt zu hoffen, dass auch im neuen Jahrhundert kein Mangel an Betreuungspersonal auftritt, dass es so bleiben möge wie all die vielen Jahrzehnte. Die Weichen sind jedenfalls gestellt. Beigetragen zum Renommee der FTG- Sportakrobatik haben viele, viele Gruppen bei denen die "ATUS", die "Herwodies", die Herrengruppe Chris Murawski / Henry Krumb / Manuel Messer / David Müllmann sowie das Mixed-Paar Jeanette Hübel / David Müllmann besonders hervorzuheben sind. Die ATUS errangen Deutsche Meistertitel, Silber- und Bronzemedaillen, die "Herwodies" errangen bei den Weltmeisterschaften und Weltcups in der Schweiz, Tokio u.a. Silber- und Bronzemedaillen. Die Herrengruppe Chris Murawski / Henry Krumb / Manuel Messer / David Müllmann und die zeitweise beteiligten Untermänner Michael Büttel und Peter Schmidt vertraten im Zeitraum von 1990 bis 1994 die FTG mehrfach auf Welt- und Europameisterschaften sowie Weltcups. Ihre beste Platzierung hatte die erstgenannte Formation beim Weltcup in Tokio mit dem Gewinn der Silbermedaille. Das Mixed-Paar Hübel / Müllmann errang 1997 in Hawaii eine Bronzemedaille. Matthias Muck vertrat die Pfungstädter Farben in der Disziplin Tumbling bei den Weltmeisterschaften 1996 in Riesa, 1997 in Manchester und 1998 in Minsk/ Weißrußland. Das Damenpaar Tini Rick / Mira Strubel starteten bei der Junioren WM in Peking und kamen im Finale auf einen international hervorragenden 6. Platz. Viele Jahre waren FTG-Akrobaten die Stütze der bundesdeutschen Nationalmannschaft. So auch Diana Richter, Katja Döhrer, Cinthia Kusumo oder Sonja Ciminiera. Heute verzeichnet die Abteilung mehrere erfolgreiche Gruppen und Paare: Anja Weller, Denise Hübel, Claudia Ahl, Wiebke Niepoth, Franziska Maaß, Lena Herdel, Katja Strebelow, Denise Dickler, Anita Bartoschik, Sabrina Auer, Noelle Binczyk, Annemarie Lischka, Tanja Bartoschik, Lisa Polster, Dorothea Janß, Barbara Nüss, Annika und Wiebke Niepoth, Jana Maurer, Tashina Klein, Alina Georgi, Kelly Binczyk, Claudia Janß, Katharina Bernhardt, Chantal Schäfer u.v.a.m.

Ständig drängen Talente nach. Ein Beweis guter Betreuung. Der große Andrang verpflichtete uns geradezu, das Kinderturnen ins Programm aufzunehmen. Margit Becker-Hillemann leitet diese Gruppe gemeinsam mit Rolf Hillemann, Sylvia Thomasberger (Krumb), Karin Oppelt, Sonja Edelmann, Iris Polster und Heike Märtel. Ab 3 Jahren können die Kinder am Turnunterricht teilnehmen. Immer wieder begeistern die Kinder bei ihren Vorführungen im Rahmen der Weihnachtsfeiern, bei denen sie ihren Eltern und Großeltern Zeugnis über ihr Können ablegen. Bereits in diesen Gruppen wird die Basis für den Gesamtverein geschaffen.

Neben den vielen sportlichen Erfolgen, erkannte der Deutsche Sportbund in Verbindung mit der Dresdner Bank die hervorragende Jugendarbeit in der FTG und verlieh bereits zweimal das "Grüne Band" für beispielhafte Jugendarbeit und Talentförderung. Und so reihten sich seit Jahrzehnten Erfolg an Erfolg, dank dem Engagement vieler Trainerinnen und Trainer.

Der Bericht wurde im Jahr 2000 anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Vereins für die Jubiläumsschrift von Vereinspräsident Kurt Becker verfasst und beschreibt die Entstehung der Akrobatik und deren Entwicklung vom ehemaligen Kunstkraftsport bis hin zur heutigen Sportakrobatik in der FTG Pfungstadt. Überarbeitet und aktualisiert von Matthias Muck im Januar 2001